Aktivurlaub in Frankreich –Ardeche


Angekommen

Müde und erschöpft kommen wir wieder in Köln an. 2400 gefahrene Kilometer und viele, viele Stunden haben wir im Auto verbracht. 10 Tage voller Eindrücke, Erlebnissen und Erfahrungen liegen hinter uns. Gemeinsam haben wir vieles erlebt und erfahren. In dieser Zeit hatten wir die Chance uns nochmal auf eine andere Art kennenzulernen. Für viele Teilnehmer waren die Wochen vor der Ferienfreizeit aufregend und anstrengend. Auch für, uns das Planungsteam, waren die Vorbereitungen ein langwieriger und intensiver Prozess. Vortreffen, Einzelgespräche und gemeinsame teambildende Aktivitäten mit den Teilnehmern liegen hinter uns.

„Ich freue mich so sehr, dass ich berichten darf über die Fahrt nach Frankreich. Seit Monaten ist meine Vorfreude groß. Und meine Angst, es könne etwas dazwischen kommen, piesakte mich. Nach großer Aufregung mit den Vorbereitungen – in aller letzter Sekunde fallen einem ja so viele Dinge ein, die man vergessen hat 😉 – geht es los, um 6:00 Uhr in der Früh fahren wir ab. Die lange Fahrt ist wirklich sehr anstrengend, und man weiß ja nie was dabei so alles passiert.“

Auf dem Campingplatz angekommen, mussten wir uns erstmal die Beine vertreten. Schnell war das Haus bezogen, die Zelte aufgebaut, das Gepäck verstaut und mit den Nachbarn kurz geplaudert und uns bekannt gemacht. Nun konnte das lang ersehnte Abendteuer endlich losgehen.

„ Ich bin das erste Mal zur Ferienfreizeit nach Südfrankreich gefahren. Ich war sehr aufgeregt und habe mich sehr darauf gefreut “.

Auf dem Campingplatz herrschte eine gute, und vor allem lockere Atmosphäre unter den Campern. Alle hatten Spaß am Klettern, Kajak fahren und Wandern. Unkompliziert sind wir in Gespräche und gemeinsame Aktivitäten gekommen. Man fühlte sich der Gemeinschaft dazugehörig, da wir „Gleiche unter Gleichen“ waren.
Die Tage waren gut durchstrukturiert. Dank des gemeinsam erarbeiteten Wochenplans standen die Kochteams mit dem entsprechenden Speisen fest und die täglichen Aktivitäten waren bereits geplant. Wichtig war, dass für die Teilnehmer zu keiner Zeit die Verpflichtung bestand, am Angebot teilzunehmen. Jeder hatte immer die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, eigene Unternehmungen zu machen, sich eine „Auszeit zu nehmen“.

„ Wir können vor Ort zusammen Wandern oder auch alleine, je nach Zeit und Bedürfnis. Ich bin auch mal gern allein unterwegs. Mann könnte meinen, allein unterwegs sein wäre einsam. Aber das stimmt so nicht. Meiner Erfahrung nach bekommt man mit Fremden schnelle Kontakt“.
„Das es mir manchmal schwerfällt, die Worte zu finden, fiel (wahrscheinlich) überhaupt nicht auf, da wir ja nicht die gleiche Sprache benutzen. Das mag ich besonders an ausländischen Begegnungen. Kommunikationsprobleme werden erst mal als völlig normal und verständlich wahrgenommen“.

Jeden Tag nach dem Frühstück standen Aktivitäten auf dem Programm. Wir waren Wandern, Paddeln, haben uns Tropfsteinhöhlen angeschaut und viel über die Region erfahren. Aber als erstes ging es natürlich zum Klettern. Die Teilnehmer konnten es nicht abwarten, endlich, nach all den Vorbereitungen und der Vorfreude, immer verbunden auch mit Ängsten und Unsicherheiten, wirklich am Fels klettern zu können.

„Ich habe viele neue Erfahrungen gemacht. Ich bin das erste Mal in den Felsen geklettert, es war anders als in der Kletterhalle, ich bin zwei verschiedene Routen gegangen und es hat mir sehr viel Spaß gemacht.“
„Trotzdem denke ich, haben wir auch nur wie andere Kletterer gewirkt. Vielleicht ein wenig sonderbar, aber ich glaube nicht, dass wir in den üblichen Schubladen stecken. Das ist schön, denn eigentlich möchte ich ja nichts anderes als ganz normal da sein wie, jeder anderen Mensch auch.“

An den Kletterplätzen wurde mit den Kletterern viel über die Routen „gefachsimpelt“, sich ausgetauscht und den anderen beim Klettern zugesehen. Jeder Teilnehmer erlebte hier seine individuelle Herausforderung und Grenzerfahrungen. Im Gegensatz zur Kletterhalle, ist das Klettern in der Natur ohne Vorgaben. Die Teilnehmer haben hier die Möglichkeit ihre eigenen Wege zu suchen, jeden Felsvorsprung zu erkunden, jeden Griff zu fühlen und zu erproben. Selbst wenn nicht geklettert wird, ist die Atmosphäre geprägt von einer besonderen Stimmung. Die Ruhe der Natur, das Sonnenlicht das durch die Bäume scheint, das aufmerksame Miteinander, führen zu einer besonderen Art der Entspannung und Erholung.

„Am Wasser kommt man auch leicht in Kontakt. … Den Akzent eines älteren Engländers mochte ich sehr. Ich fand cool, wie kindischen Spaß er hatte, ins Wasser zu springen, während seine Frau von weitem immer nur rief, er solle doch vorsichtig sein. Wir machten zusammen Witze. Gern hätte ich ihn gefragt, wo er herkommt, aber das habe ich mich dann doch nicht getraut.“

Nach den Aktivitäten, am späten Nachmittag, kamen die Kochteams zum Einsatz. Alle anderen hatten Zeit um die Eindrücke des Tages auf sich wirken zu lassen, zu Ruhen oder was sonst für sie wichtig war, zu tun. Nach dem gemeinsamen Abendessen haben wir uns zusammengesetzt um die Erlebnisse des Tages noch einmal zu reflektieren. Unstimmigkeiten, Lob, Kritik, Ärger, Emotionen und Wünsche konnten dort zum Ausdruck gebracht werden. Jeder Teilnehmer sollte hier die Möglichkeit haben seine Gedanken auszusprechen. Für uns als Betreuer ist dieses ein wichtiges Element um ein offenes und ehrliches Miteinander zu ermöglichen und vor allem Probleme aufzufangen und nach Lösungen zu suchen.

„Ich kam auch gut in der Gruppe zurecht, ich fand es schön dass man sich gegenseitig geholfen und unterstützt hat.“

Ein Spaß bereitete es uns allen, in den französischen Supermarché einkaufen zu gehen. Raus aus der Idylle der Natur, rein in den Alltag des Franzosen. Dabei gab es viel zu sehen und zu entdecken. Hier rätselten wir vor den Regalen was sich wohl in den Verpackungen verbarg. Daher gab es die eine oder andere Überraschung. Am liebsten wurde aber Käse gekauft.

„Die Übernachtung am Berg fand ich ultracool. Obwohl ich dachte, dass ich bestimmt auch Angst haben würde, war davon nichts da sondern ich habe stundenlang einfach nur grinsend im Schlafsack gelegen und die Natur gespürt. Es ist wunderbar, so sehr geerdet zu sein, im wahrsten Sinne des Wortet, nahe der Erde, sodass man sie die ganze Zeit riecht, die Steine fühlt und das Gestrüpp. Der Wind auf der Wange, die Grillen im Ohre, der Tau legt sich langsam über uns nieder und mit jedem Wach-sein „hüpft“ der Mond ein wenig weiter um uns herum. … Diese Ruhe möchte ich gerne in mir tragen. In einer kleinen Blase ist sie in mir drin.“

Resümee
Die zehn Tage waren für uns, die Betreuer, sehr intensiv. Unsere ganze Aufmerksamkeit lag im Gruppengeschehen. Für uns war und ist es wichtig, jeden einzelnen in seiner Persönlichkeit wahrzunehmen ihn zu unterstützen und dennoch den Blick für die Gruppe zu behalten.
Durch das Wegfallen der Alltagsstruktur der Teilnehmer, war es unser Ziel, jedem Einzelnen die Sicherheit zu geben, sich in der neuen Umgebung zu orientieren können. Eine stabilisierende Sicherheit war unter anderem der Wochenplan, den wir bereits schon im Vorfeld erarbeitet haben.
Es war eine wirklich schöne Urlaubsfahrt, die es den Teilnehmern ermöglicht hat, etwas ganz Besonderes zu erleben. Insbesondere in den gemeinsamen Aktivitäten, als auch in der Begegnungen, mit anderen Menschen mit gleichen Interessen. Es ist schön zu erleben, wie sich einige Teilnehmer während dieser Urlaubsfahrt positiv verändert haben, und es immer noch sind. Wir sind überzeugt, dass sie im jetzigen Alltag immer noch von den Erlebnissen profitieren.

Wir wissen die Besonderheit der Finanzierung dieser Urlaubsmaßnahme sehr zu schätzen. Deshalb bedanken wir uns, im Namen aller Beteiligten, herzlichst bei dem
Landschaftsverband Rheinland
und dem
Förderverein für psychisch kranken Mitbürger im Stadtbezirk Köln-Mülheim e.V.

Christine Adjano und Daniel Swoboda